Ihr sprecht da einige interessante Perspektiven an! Tatsächlich teile ich irgendwie alle Eindrücke, die hier beschrieben werden. Einerseits hat man diese "zwei Lager", die sich gegenüberstehen; andererseits gibt es innerhalb dieser weitere Zersplitterung und Uneinigkeit. In meinen Augen schließen sich beide Zustände auch nicht gegenseitig aus. Das allgemeine Gegeneinander, selbst innerhalb des "eigenen Lagers", macht es nur leider umso schwieriger, einen gemeinsamen Konsens zu finden.
Bestes Beispiel ist ein aktuelles Video von unserer (ehemaligen) Außenministerin Annalena Baerbock, die dafür geworben hat, die Grünen statt die Linke zu wählen, weil sich diese schließlich vor der Regierungsverantwortung drücken würden. Das halte ich für absolut unnötig und deplatziert (abgesehen davon, dass eine vernünftige, starke Opposition genauso wichtig ist). Es gibt definitiv andere Parteien, gegen die man schießen sollte ...
Dabei ist es gar nicht unmöglich, auf einen Nenner zu kommen. Während ich zum Beispiel in der Regel mehr hinter Positionen stehe, die als links gelten, teilt mein Stiefvater dagegen Ansichten, die im rechten beziehungsweise konservativen Spektrum zu verorten sind. Wenn es um Politik geht, verlieren wir uns zwar bisweilen in leidenschaftlichen Diskussionen, aber oft genug gibt es trotzdem Punkte, in denen wir übereinstimmen oder auf die wir uns einigen können.
Man muss daher nicht jeden Standpunkt gut finden - solange sich jedoch alles im demokratischen Rahmen bewegt, haben für mich alle Meinungen grundsätzlich erst mal ihre Berechtigung (selbst wenn ich sie nachher kritisiere). Ich wünsche mir, dass wir langfristig im politischen Diskurs zu einem Klima zurückfinden können, in dem es mehr um die Inhalte statt gegenseitiges Diffamieren gehen kann.
Im Übrigen habe ich vorigen Sonntag per Briefwahl meine Erst- und Zweitstimme bei den Grünen gesetzt. Das ist keine Überraschung, ich habe seit Jahren mit der Partei die größte Übereinstimmung und entscheide mich (wie in einem früheren Beitrag hier geschildert) zugleich aus taktischen Gründen für sie. Trotzdem gibt es einiges, das mich an ihnen stört; nicht zuletzt, dass sie den Rechtsruck hinsichtlich der Migrationspolitik mittragen, oder dieses Schießen gegen andere linke Positionen.
Persönlich nehme ich an, dass CDU/CSU mit Friedrich Merz den nächsten Bundeskanzler stellen werden. Besonders gut erscheint mir diese Aussicht nicht, weil ich seine politische Arbeit in vielen Punkten kritisch sehe; besonders dieses ständige Liebäugeln mit rechtsextremen Einstellungen, wodurch so etwas in den Diskurs geholt und plötzlich sagbar gemacht wird, müsste nicht sein ...



