Seltsam. Am Anfang - ich erinnere mich - Anfang 2006 - Wie sehr wurde nach Twilight Princess geschrieen? Oder nach Super Smash Brothers Brawl? Hat uns Nintendo prinzipiell bis zum Release nicht einen großen Teil (gerade in SSBB) vorgespoilert und alle wollten es haben? Alle fanden es gut.
Bis jetzt.
Ich lese Kritik, dass es entweder zu kurz war, halb so gute Grafiken, oder das alte Spielgefühll auftrat. Gewiss vorab: VGCats hat mit dem Comic sehr gut ausgedrückt, wie auch ich mich als Spieler der älteren "Videospiel-Generation" empfinde - irgendwo zurückgelassen, ein Markt, der aufgegeben wurde. Aber der alte Fan ist auch anspruchsvoller geworden, er möchte es möglichst ganz innovativ, ganz lang, ewigen Spielspaß, mit höchstauflösenden Grafiken und und und. Das wird oftmals übersehen. Vielleicht rentieren wir uns als Kernzielgruppe einfach nicht, wenn es um das Geschäft geht. Zumindest nicht mehr.
Auch an mir ist der Trend der Wii als Partykonsole nicht vorübergegangen, auch ich sehe, dass es wirklich nicht sehr viele lohnenswerte Spiele gibt, die mich reizen - aber auch ich bin anspruchsvoll geworden. Viele Spiele sind mir zu leicht --> Marktstrategie dass jüngere Spieler ebenso Chancen haben wie erfahrene Spieler. Viele Spiele sind einfach für mich zu kurz - der Schwierigkeitsgrad macht es mir möglich, Ratz Fatz und schon... habe ich für ein Wochenende oder Woche Spielvergnügen satte 50-60 Euro bezahlt. Mir hat aber trotzdem die Twilight Princess Grafik gefallen, auch wenn sie im Vergleich zum technisch Möglichem sicher nur ein Cubeerlebnis war - die vielen Details und Neuerungen sind dennoch ein Meisterwerk. Wir stellen uns einen Zora oder Goronen nun etwas realistischer vor als 10 Jahren. Paar positive Aspekte haben uns die letzten Entwicklungen also doch gebracht.
Ich frage mich dennoch, ob man vielleicht anstatt Kritik auch sagen kann, was man sich wünscht und (!) wie man das umsetzen sollte. Wo sind die Grenzen des Machbaren? Wo sind die Erwartungen einfach nicht zu füllen?
Man möchte einerseits das Super Zelda haben. Aber wenn man sagt - okay ihr bekommt ein Super Zelda aber dafür brauchen wir 6 Jahre Entwicklungszeit - so lang kann und will man auch nicht warten. Es geht auch ohnehin nicht: die Entwicklung der Technik wäre dann einfach schon weiter ist als man zu Beginn angefangen hat. Ich denke das war auch vielleicht das Kernproblem von Twilight Princess, dass für GC entwickelt wurde, aber später für die Wii aufgerüstet werden musste. Auch bei the WindWaker wissen wir, dass das Spiel deswegen zu kurz ist, weil man den Plan der Entwicklungszeit eingehalten hat und das Spiel rausgab obwohl man wusste - wir haben nicht alles ausgereizt. Was ist besser? Lange Entwicklungszeit - nein will man nicht. Aber zu kurzes, halbfertiges Spiel - nein auch nicht. Was dann?
Aber zum Thema zurückzukommen -
Es geht um Nintendo. Die Vorwürfe der Vorredner will ich gar nicht bestreiten. Auch ich habe die besten Erinnerungen mit dem N64 und dem Super Nintendo - vielleicht weil für mich als Kind noch die Eindrücke intensiver waren als Erwachsener, der hohe Ansprüche hegt. Die Ansprüche steigen auch mit jeder Konsole, mit jeder Innovation. - Jetzt gibt es Hunderte Spiele, mit denen ich nichts anfangen kann, es wird nur, aber auch nur das Feature mit der neuen Steuerung ausgeschlachtet - wo bleiben die Spiele mit dem guten Gameplay, ohne dass dieses nahezu Zwanghaft mit den zwei Synonymen "Familie" und "Bewegungssensor" verknüpft wird? Nintendo versucht einen neuen Markt für sich zu erschließen, hat es erfolgreich absloviert - die einstige Spielekonsole für die Videospielvernarrten ist nun Kultobjekt für Jedermann.
Hängen gelassen wird die Stammgemeinde - treu hielt und blieb sie Jahrelang bei Mario und Zelda. Schaut man 5 Jahre zurück - der Gamecube dümpelte dahin, Sony und XBox verkauften mit PS2 und der XBox ihre Konsolen wie warme Semmeln. Nintendo war verrufen als Kinderkonsole. Heute hat es Nintendo geschafft ihre Konsole als Kultobjekt zu verkaufen - ein perfektes Design, ausgeklügelte Farbgebung und eine neue Werbestrategie verkauft eine Konsole, die eigentlich nicht das alles erbringt, was sie von sich preist. Sie sieht gut aus - sie macht sich gut neben dem Fernseher. Und da bleibt sie auch. Reingewaschen von dem alten Image. Auch Reingewaschen von bisherigen Zielen und Spielniveau?
Jetzt wo Nintendo wieder ganz vorn ist und sich wohl auch die nächsten Jahre keine Sorgen machen muss, aus dem Rampenlicht gekickt zu werden - werden sie ihre Strategie nicht ändern. Die Vermarktung von hundert schlechten Minispielen rentiert sich einfach in der Kostenfrage - wenig Aufwand, viel Geld. Unsere Zielgruppe ist nicht mehr interessant genug wenn wir es wirtschaftlich betrachten. Und es wird so lange weitergehen, bis irgendwann Nintendo merkt, dass ihre Marketingstrategie nicht mehr funktioniert. Dann werden sie auf ihre Stammspielerschaft zurückgreifen, wenn es dann noch eine gibt. Vielleicht ist das dann die nächste "Generation von Videospielern", die nur noch diese Massenware kennt. Der Rest ist zu Sony oder anderen Konkurrenten ausgewandert - zu denjenigen, die noch diese Spiele bieten, welche man bei Nintendo vermisst. Nintendo muss sich entscheiden welchen Markt sie letztendlich führen wollen - denn beides gleichzeitig, scheint irgendwie nicht zu funktionieren... aber kennen wir nicht schon die Antwort? Letztendlich ist es nun mal harter Fakt: Nintendo ist auch ein Unternehmen, darauf ausgelegt, Gewinn zu machen. Spiele entwickeln machen sie gewiss nicht uns zuliebe - so schön es wäre.
Nun ja... lange Rede kurzer Sinn.
Ich wünsche mir auch Spiele mit Epik, mit Storytiefe, mit gut durchdachten Charakteren, mit einer Grafik die sich zeigen kann (ohne dass sie zu aufwenig sein muss) und einem Gameplay - was auch noch so simpel sein kann - aber von sich aus überzeugt. Obs ein Spiel sind oder mehrere. Ich hoffe Nintendo hat bei all WiiFit, WiiMusic, Wii-Hastenichtgesehen nicht vergessen, wer ihre wahren Kunden, Käufer und Fans sind.
Nur bei aller Kritik darf man nie vergessen, das Kritisieren immer leicht fällt - konstruktive Vorschläge aber schwierig fallen. Und man muss sich die Frage stellen, wo die Grenze des Möglichen ist. Ob ein Ultra Zelda überhaupt machbar ist oder ob wir uns einfach auch mal zufrieden geben müssen.