Mhm..
Ich habe Katholisch-Religion im Abitur gehabt. Ich habe beides, Religion sowie Philosophie, bis 13.2 belegt. Zusammen mit Kunst - meine Kunstlehrerin war zusätzlich Religionslehrerin - habe ich sehr viele Stunden in dieser Hinsicht gehabt.
Wenn ich so an die ganze Jahre Religionsunterricht denke... hatte ich mich früher immer geärgert: Während die Schüler im Evangelisch-Unterricht viele allgemeine und vor allem soziale Themen (das Bild des Menschen, soziale Brennpunkte, verantwortungsbewusstes Verhalten) behandelten, so mussten wir im Unterricht Bibelpassagen lesen, beten, stellenweise Gebete und Gebote auswendig lernen und uns natürlich viel erzählen lassen.
Ich habe sicher über die 10 Religionslehrer gehabt. Ich gebe offen zu - ich war lange Zeit keine besonders gute Schülerin diesen Fach, stellenweise ging es mir auch nur auf die Nerven (Langeweile). Was mich nicht interessiert, das mache ich auch nicht. Ich behaupte auch, dass Religion (in der Unterstufe) mir oftmals auch eine Art "Sympathie-Debatte" erschien. Sprich, wer viel rumredete, die Meinung unseres Lehrers vertrat und dieser wiederum dem Schüler gut gesonnen war, der bekam die 1 - ob der Inhalt Sinn machte oder nicht. Ich teile durchaus auch die Erfahrungen einiger Vorposter: Da meine Klasse / Kurs in jeder Stufe einen neuen Lehrer zugeteilt bekam, habe ich verschiedene Herangehensweisen kennengelernt. In einer Stufe haben wir Plakate gemalt, in einer anderen Stufe haben wir uns Filme wie Herr der Ringe angeschaut und dann über Mythen und Legenden geredet, und wieder in einer anderen Stufe haben wir Bibeltexte zusammengefasst und in Tabellen sortiert.
Aber ich habe auch andere Erfahrungen gemacht: So setzte ich mich im Religionsunterricht lange Zeit mit dem Buddhismus und dem Hinduismus auseinander, ebenso hatten wir eine lange Projektzeit über Sekten, welche es gibt und was für Lebensweisen diese Menschen haben. Wir haben offen über den Tod diskutiert, wie auch über die Wiedergeburt.
Wenn ich weiter nachdenke, hatte ich erst ab der 11 einen fundierten und informativen (manchmal auch sehr trockenen) Religionsunterricht. Ich behaupte stark, es ist davon abhängig, wen man als Fachkraft vor sich stehen hat. Es gibt klasse Religionslehrer, die den Unterricht für den Schüler interessant gestalten und mit den Schülern über aktuelle Themen unserer Gesellschaft diskutieren. Und es gibt viele Konserative, die stur Bibelpassagen durchexerzieren und keine andere Meinung als die der Bibel zulassen. Ich habe beides in der Oberstufe erlebt. Meiner Ansicht nach darf man die Bibel nicht wortwörtlich nehmen, sondern man muss den Sinn dahinter verstehen lernen. Um diesen Sinn zu erschließen, warum bin ich überhaupt Christ, was ist das für eine Religion, der ich angehöre - habe ich mich persönlich mit meinem Glauben auseinander gesetzt. Der Religionsunterricht gab mir den Anstoß dazu.
Ich kann viele Empfindungen meiner Vorposter nachvollziehen, aber ich stelle mir bei manchen die Frage, ob sie wirklich sich mit dem Glauben auseinandergesetzt haben, um über diesen schnell urteilen zu können.
Es soll jedem freigestellt sein, zum Religionsunterricht zu gehen oder nicht. Bei uns gab es die Wahl - Philosophie oder Religion. Das Religionsunterricht unnötig sein soll - nein, denke ich nicht. Vielmehr sollte man über die Gestaltung des Religionsunterricht nachdenken, anstatt ihn abzuschaffen.