Im Fall Madeleine legt die portugiesische Polizei den Eltern keinen Totschlag zur Last. Das berichtet die Zeitung "Público". Die Ermittler werfen Kate und Gerry McCann lediglich vor, die Leiche ihrer vierjährigen Tochter verborgen zu haben. Das gehe aus dem Bericht hervor, den die Kriminalpolizei am Dienstag der Staatsanwaltschaft übergab. Die Polizei gehe davon aus, dass Madeleine am 3. Mai zu Tode gekommen, dies aber ein "Unglücksfall" gewesen sei, schreibt die angesehene Zeitung.
Kein Haftbefehl
Das Verbergen einer Leiche sei ein minderschweres Delikt. Daher hätten die Ermittler auch nicht die Absicht, einen Haftbefehl gegen die Eltern zu erwirken. Die Staatsanwaltschaft muss nun über den weiteren Fortgang der Ermittlungen entscheiden. Sie kann zum Beispiel bei einem Ermittlungsrichter den Antrag stellen, die Meldeauflagen der McCanns zu verschärfen. "Das ist aber nicht zu erwarten", sagte der Direktor der Kriminalpolizei, Alípio Ribeiro.
Blutspuren nicht zuzuordnen
Der Polizeichef betonte, die im Leihwagen der McCanns entdeckten Blutspuren seien nicht eindeutig der kleinen Madeleine zuzuordnen. "Nach den vorliegenden Laboranalysen kann man nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ob das Blut von der Person A oder B stammt." Zuvor hatten britische Medien berichtet, die Blutspuren stimmten "zu 100 Prozent" mit den DNA-Werten des vierjährigen Mädchens überein. "Es wäre spekulativ zu behaupten, dass Madeleines Leiche sich in dem Leihwagen befand", sagte der Polizeichef im staatlichen Fernsehen RTP. Portugiesische Zeitungen bezifferten die Wahrscheinlichkeit, dass die gefundenen DNA-Werte mit denen des Mädchens übereinstimmen, auf 80 Prozent.
Haare von Maddie im Auto
Polizeiquellen berichteten, die Ermittler hätten Haare und "Körperflüssigkeiten" von Madeleine in dem Auto gefunden, kein Blut wie zuerst angenommen. Die Menge der Haare sei so groß, dass sie nicht von der Kleidung der Kleinen stammen könne. Kate und Gerry McCann hatten den Wagen 25 Tage nach dem Verschwinden ihrer Tochter geliehen. Ein Freund der Familie hatte betont, die DNA-Spuren in dem Auto könnten auch von einer Fahrt kommen, bei der die Eltern Madeleines Sachen von einem Appartement in das nächste gefahren haben. Das kleine Mädchen war am 3. Mai aus einem Ferienappartement an der Algarve-Küste verschwunden, als die Eltern beim Essen waren. Sie gelten seit dem Wochenende als Verdächtige. Am Sonntag kehrte das Ärztepaar wieder in seinen Heimatort Rothley in Mittelengland zurück.
"Unglaublich aufreibend"
Der Staatsanwalt muss nun prüfen, ob er die McCanns anklagt oder nicht. Diese Entscheidung kann jedoch mehrere Monate dauern. Gerry McCann beteuerte unterdessen erneut, er und seine Frau seien unschuldig. Das Leben sei derzeit "unerträglich". Er nannte die Entwicklungen "unglaublich aufreibend und emotional aufzehrend". "Wir haben niemals geglaubt, in solch eine Situation gebracht zu werden", schrieb er in seinem Internet-Tagebuch. Bisher seien keine Anschuldigungen gegen ihn oder seien Frau gemacht worden. "Wir sind absolut überzeugt, dass wir - wenn alle Fakten vorliegen - zeigen können, dass wir keinerlei Rolle in Madeleines Entführung gespielt haben."
Kripo-Chef weist Kritik zurück
Ribeiro wies die in britischen Medien verbreitete Kritik an der Arbeit der portugiesischen Polizei zurück. "Das ist ein komplexer Fall, der Zeit, Geduld und Besonnenheit erfordert", sagte der Chef der Kriminalpolizei. "Die Öffentlichkeit in Großbritannien wird früher oder später einsehen, dass unsere Beamten mit einem großen Maß an Professionalität und Gewissenhaftigkeit gearbeitet haben