Zitat
Original von Herr der Zeiten
@ Ôra
Ob es reicht, dass Gilgamesch künftig andere Beiträge mehr berücksichtigen möchte? Durchaus. Doch wollte ich mir diese Bemerkung nicht verkneifen müssen, denn ich rede nicht gerne mit Leuten, die dann doch eine abwesende Haltung einnehmen - um es milde auszudrücken. Da hätte ich mir meine Texte auch sparen können.
Sicherlich kann man sich dadurch irritiert fühlen. (Das tue ich ja mitunter auch.) Ich bitte nur darum, zu bedenken, dass die Leute eben ganz unterschiedlich diskutieren und diskutieren möchten. Mancher gibt sich eben unheimlich viel Mühe damit, was er schreibt, wie er schreibt und auch damit, auf andere einzugehen.
Andere haben es da schwerer, oder messen dem Ganzen auch nicht so viel Bedeutung zu. Wer weiß, gerade Neulinge könnten zum Beispiel noch völlig unerfahren mit Foren und Diskussions-Threads (und deren Dynamiken) sein.
Es gibt auch Leute, die empfinden Texte, die eine gewisse Länge oder Komplexität überschreiten anstrengend oder im schlimmsten Falle - abschreckend. Eben daraus folgend kann auch eine abweisende Haltung entstehen.
Solche Irritationen können also in beide Richtungen funktionieren.
Eine mögliche Lösung wäre zu versuchen, trotzdem auf einander einzugehen, eventuell Fragen zu stellen, die den Diskussionspartner anregen können, oder einfach erstmal nach weiteren Erläuterungen zu fragen, anstelle vowurfsvoll zu werden, oder den pädagogischen Zeigefinger zu heben. =)
Zitat
Original von Herr der Zeiten
Das Unschuldsthema ist keinesfalls irrelevant für die Frage der Gesetzeslage, da es hier auch Regelungen gibt, denen Präzedenzfälle (allerdings nicht immer) vorgingen.
Und gerade in Amerika ist das nicht selten der Fall und jene Nationen von Amerika sind dabei auch nicht außen vor und eben ein prominentes Beispiel - wenn auch nicht das einzige, welches zu nennen ist. Siehe Nord-Korea als weiteres an - wie du es ja selbst genannt hast.
Aus diesem Grund lasse ich Amerika sicherlich nicht außen vor --> nirgendwo war die Rede davon, dass nur von Deutschland die Rede sei oder diverse Länder ausgegrenzt werden sollten. Das schränkt die Diskussion erheblich ein, wenn man so vorgeht, denn an solchen Beispielfällen kann man eben einiges ableiten und das Thema der Todesstrafe ist kein auf eine Nation eingeschränktes Thema. Und ja, man kann dabei auch objektiv vorgehen, denn Amerika dient hier nur als "ein" Beispiel für einen Weg. Ich hätte aber ebenso Nord-Korea oder auch historisch auf andere Länder zurückgreifen können - irgendwo müssen jedoch die Beispiele ihren Anfang nehmen, denn jene bereichern dazu noch die Diskussion. An Amerika waren wir eben gerade festgefahren, dies mag stimmen, doch ist dies zunächst kein Nachteil, sofern man die Perspektive umschwenken kann - und das war auch sicherlich nicht meine Schuld (und ja, mir ist bekannt, dass du dies auch nicht gesagt hast). Unübersichtlich wird es vielleicht ein wenig, aber das macht in diesem Fall die Diskussion keinesfalls schwächer, sofern wir irgendwann auch - wie von mir schon gesagt - die Perspektive ändern. Ich würde sogar sagen, dass solche Beispiele die Thematik beleben und bereichern. Wenn du magst, können wir auch gerne auf andere Nationen umschwenken - Amerika ist, wie gesagt, nur ein Musterbeispiel und ich hatte eben diese Studie gerade zur Hand.
Ich wollte es dir nicht zum Vorwurf machen, dass Deine Wahl konkret auf Amerika gefallen ist. Es hätte zunächst mal jedes andere Land sein können. Generell stimme ich auch zu, dass solche Beispiele bereichernd sein können.
So kann man beispielsweise betrachten, wie es in Staaten funktioniert, die eben Gesetzeslagen haben, die die Todesstrafe zulassen, oder sogar auch generell befürworten. Den Nutzen, den man aus solchen Vergleichen und Betrachtungen ziehen kann, sehe ich durchaus. (Den Du ja auch noch weiter erläutert hast.) Darum ging es mir auch nicht.
Auch in Staaten wie Amerika gibt es Debatten über die Todesstrafe, nicht jeder stimmt dem zu und schreit: "Jawoll! Auf sie mit Gebrüll!". So viel ist klar. Daher könnte man auch getrost sagen: Wo darüber diskutiert wird, da kann man auch hinhören. Ist ja dasselbe Thema."
Die Frage, die ich mir eher stelle ist, wie solche Betrachtungen verwendet werden können, und ob das so einfach ist.
Gehen wir nun einmal davon aus, dass die meisten hier in Deutschland groß geworden sind, von unserem Kulturraum, unseren Werten, Normen, Erziehung, Bildung etc. geprägt wurde.
Solche Aspekte nehmen einen maßgeblichen Einfluss darauf, wie die eventuelle Grundhaltung eines Menschen aussehen kann.
Die Frage, die ich mir also, etwas weiter ausgeführt, stelle, ist: In wie weit reichen diese Einflüsse, in wie weit müssen sie (zum Beispiel bei einem Vergleich) berücksichtigt werden? Kann man einfach nur Zahlen und bestimmte Beispiele eines Landes (und deren Gesellschaft und Kultur) verwenden und es generell übertragen, oder ist dies überhaupt machbar - wenn man eben die oben genannten Hintergründe miteinbezieht?
Ich verstehe, wie auch Myxocon und Du bereits angemerkt haben, dass es bei dem Beispiel von Unschuldsfällen um eine Frage der Feinheiten geht - die auch durchaus ihre Berechtigung erfährt. Ebenso fordert meine Frage eigentlich nur eine weitere Skepsis bezüglich etwaiger Feinheiten - ich schließe nicht aus, dass Fälle aus Amerika relevant für die Diskussion an sich sein können - ich möchte nur betrachten, in wie weit solche Beispiele und Vergleiche anwendbar sind, oder eventuell nicht.
Solche Aspekte sind - vielleicht auch aufgrund meines Studiums und ähnlicher Interessen - eher ein Schwerpunkt für jemanden wie mich, vielleicht also auch ein Fokus von instinktiver Natur.
Um es vielleicht noch etwas konkreter zu formulieren:
Man kann dieses Thema einfach als eine Meinungsfrage betrachten, ganz simpel: "Todesstrafe, ja oder nein?" - und Meinungen gab es schon zuhauf.
Nun gehe ich, allein schon interessenmäßig, hin und frage: "Was für Menschen äußern diese Meinung - und wodruch wird ihre Meinung geprägt?" - Daraus ergeben sich dann eventuell Indikatoren wie Nationalität, Kulturraum, Normen und Werte dieser Kultur, Religon, Staatsform dieser Kultur und so weiter - also Aspekte die vor allem soziologischer und gesellschaftspolitischer Natur sind.
Das ist aber auch nur eine von vielen möglichen Betrachtungsweisen. Nicht die Einzige ;)
Nun kann man die Frage nach diesen Relationen auch weiterführen: Wie sehen diese Einflüsse aus? Wie stark sind diese Einflüsse? Welche Tendenzen gibt es? Wie konkret spielen sie bei der Prägung eines Meinungsbildes mit ein?
Lässt sich dies nur auf diese eine Gesellschaft anwenden, oder auch auf die völlig anderer Kulturräume/Länder usf.?
Ähnlich kompliziert ist die Frage nach globaler Verantwortung. Mal von der Todesstrafe abgesehen, wie weit reicht unsere potenzielle Verantwortung für eventuelles Leid und Tod in anderen Ländern und Gesellschaften? Wie weit reicht die Verbindung? Begehen wir schon ein Verbrechen (das strafbar und nachvollziebar ist), wenn wir einen Pulli kaufen, von dem wir wissen, dass er von kleinen Kindern in einem Sweatshop hergestellt wurde - obwohl unsere Gesetzlage Kinderarbeit verbietet?
Man sieht schon, das Ganze wird schnell abwegig, (auch teils ein bisschen off-topic), großspurig und unübersichtlich. Es entzieht sich, zumindest schon anhand der nicht transparenten Distanz und ständigen Nachvollziehbarkeit, unserer Kontrolle.
Und gerade deshalb finde ich es, nur als Beispiel, relevanter, wie Fragen solcher Natur in unserer Gesellschaft faktisch und hypothetisch gehandhabt werden - vielleicht einfach, weil es mir greifbarer und plausibler erscheint.
Ich hoffe das hilft, um zu verdeutlichen, was ich eigentlich meinte? Es ging mir nämlich nicht darum, die Relevanz globaler greifender Bezüge komplett auszuklammern.
(Ich muss auch zugeben, dass ich in letzter Zeit seltsam oft mit amerikanischen oder sonst-woigen Beispielen konfrontiert wurde, anstelle dass jemand mal ein lokales oder zumindest kulturell und geographisch naheliegenderes Beispiel gefunden hätte).
Aber - wie Du bereits sagstest:
Zitat
Original von Herr der Zeiten
Das ist aber eher von nebensächlicher Natur, denn wir unterhalten uns allgemein über die Todesstrafe und dabei gehört dies eben dazu.
Deshalb belasse ich es auch soweit dabei - ich hoffe, es ist nun klarer, was ich sagen wollte.
Gerade bei so einer Frage, bei der es im wahrsten Sinne des Wortes, um Leben oder Tod geht, ist es auch nicht einfach, immer (oder überhaupt) konkrete Relationen festzulegen, oder mögliche Einflüsse ein- und auszuschließen. Ich befürchte aber auch, dass es an dieser Stelle etwas ausartet (auch wenn es interessant ist ._.;).