Für mich war das erste Corona Jahr echt nicht einfach. Das lag aber auch an meiner Wohnsituation. Wir hatten uns vor unserem Umzug ein Haus mit Menschen geteilt die einem wirklich dauerhaft terrorisiert hatten. Zuvor hatte dort noch das alte Rentnerpaar drin geliebt und es war auch eigentlich immer relativ ruhig. Das änderte sich aber sehr schnell nachdem die beiden verstorben waren. Erst zog ein Mieter ins oberste Geschoss ein. Was auch noch sehr angenehm war. Nur als dann diese Familie da einzog war es vorbei mit dem Frieden. Ich spreche da einfach als Geschädigte so einer Situation. Und natürlich schlug in der Zeit auch Corona ein, aber das war leider diesen Nachbarn auch normal. In der Zeit wo schon Kontaktverbote eintreten und man diese einschränken sollte wurden einfach wild Partys gefeiert. Die Polizei hat das Ganze übrigens auch nicht interessiert. Und Diskussionen mit dem Vermieter brachten einfach nichts da dieser einfach zu warmherzig war und sich nicht durchsetzen konnte.
Das hat für mich wohl dieses Jahr zu einem absoluten Horror werden lassen. Außerdem musste ich Anfang der Pandemie (Ende Februar) Lucky einschläfern. Das hat mich psychisch total kaputt gemacht weil wir die beiden trennen mussten. Lucky war so stark am Humpeln, dass sie sich gar nicht mehr bewegen konnte. Und die beiden hatten trotzdem alles getan um zusammen zu sein, aber es hatte einfach nicht mehr funktioniert. Danach war sie körperlich so eingeschränkt, dass sie kein normales Leben mehr führen konnte. Außerdem war ihr Darm verstopft (Kaninchen haben ja einen Stopfmagen. Und wenn der nicht regelmäßig gefüllt und geleert wird kann das Infektionen und andere Krankheiten auslösen). Am Ende war ich die halbe Nacht (bevor sie eingeschläfert wurde) an ihrer Seite. Sie durfte im 2. Stockwerk die Aussicht ein letztes Mal genießen und ich hatte das Gefühl sie war schon bereit zu gehen. Auch wenn ich es zu dem Zeitpunkt noch nicht war. Wir haben sie dann am Ende auch im Garten seiner Eltern beerdigt, aber ich war danach einfach nicht mehr Ich selbst.
Dabei hatte ich schon viele Tiere in meinen Leben verabschieden müssen. Doch kein Tod ging mir so ans Herz wie der meines ersten Kaninchens (also um das ich mich selbst aktiv kümmerte). Ich war so froh, dass mein Mann mir in dem Moment so viel Beistand gab da ich mich manchmal auch einfach nur in den Schlaf heulte. Ich glaub ich hatte mich noch nie so schuldig im Leben gefühlt wie zu dieser Zeit. Selbst jetzt holen mich diese Emotionen manchmal noch ein. Und ja... dann war da diese Pandemie und diese Terror Nachbarn. Ich wünschte ich würde übertreiben, aber seitdem ich wieder in einer Umgebung wohne wo es Lärmtechnisch normal zu geht (was halt so in Mietwohnungen manchmal zu hören ist) weiß ich noch mehr wie furchtbar diese Nachbarn waren. Mal abgesehen davon, dass ihnen die Pandemie total egal war und wir jederzeit mit Corona hätten angesteckt werden können waren sie auch noch sehr unhygienisch. Es wurden Kippen in die Fensternischen geworfen, oft geraucht (auch direkt vor unserem Schlafzimmerfenster) und sie haben teilweise richtig laut aufgestampft und ihre Macht demonstriert. Wahrscheinlich kann man das nur nachvollziehen wenn man es selber erlebt hat, aber ich hatte lange Zeit danach ein Art Lärm Trauma. Selbst heute passiert es mir noch, dass ich bewusst leiser spreche weil ich Angst habe, dass die Nachbarn irgendwie wütend auf uns werden könnten. Ja... Ironie. Die Nachbarn waren jeden Tag laut, aber wenn man selber sich aufmerksam machte war das gleich wieder total schlimm. Dabei hatte es davor in dieser doch sehr hellhörigen Wohnung auch funktionierte.
So sah mein erstes Corona Jahr dann am Ende aus. Ich muss hinzufügen, dass ich Mitte 2019 aufgrund meines Burn-Outs meinen Job verloren habe. Dort hatte man mich gerade zum Ende hin sehr ausgebeutet weswegen ich mich irgendwann nur noch krank schrieb. Ich bin aber echt froh, dass ich von dieser Branche weg bin. Auch wenn Makorus noch immer das schönste Geschenk ist was ich von dort mitgenommen habe. :)
Das 2. Corona Jahr sah dann hingegen schon besser aus. Zwar hat mein Mann Anfang des Jahres seinen Job verloren, aber das war für uns ein Weckruf, dass wir endlich was an unserer Situation verbessern. Leider verstarb in dem Jahr (Anfang des Jahres) nicht nur seine Oma. Sondern ein Tag vor Weihnachten (2021) auch meine Oma. So sind wir beide mittlerweile ohne Großeltern. Das war in dem Sinne schwierig da wir alles mit dem Anhänger und dem Auto transportieren mussten und das ein riesiger Aufwand war, aber er hat sich echt gelohnt. Außerdem hatten wir uns im Februar das Ja-Wort gegeben.
Und sind jetzt auch schon seit über einem Jahr verheiratet. Zudem ist mein Mann endlich weg von seinem cholerischen Chef. In seiner jetzigen Arbeitsstelle hat er natürlich auch manchmal ein paar Probleme, aber die sind zum Glück nicht so groß und er verdient dort auch wesentlich besser als in seiner letzten Stelle.
Danach kehrte zum Glück für alle wieder Ruhe ein. Zwar hatte mein Mann einmal Verdacht auf Corona, aber zumindest so im vollen Bewusstsein sind wir bisher noch nicht angesteckt worden. Außerdem haben wir auch schon unsere 3. Impfung und versuchen trotz aller Lockerungen die Kontakte begrenzt zu halten, aber ganz ohne geht es mittlerweile auch nicht mehr da wir uns doch manchmal mit unserer Nichte und seiner Schwester treffen. Oder auch mit einem guten Kumpel wo die Freundschaft durch die ganze Zeit immer fester wurde. Und natürlich mit den Eltern. Das ist für mich wohl sowieso die schönste Nachricht dieses Jahr: Seit über 3-4 Jahren sehe ich meine Eltern im Herbst wieder. ![]()
Ansonsten hab ich für mich selber festgestellt wie sehr mich die Pandemie mitgenommen hat. Was wahrscheinlich auch daran liegt, dass ich kaum Möglichkeiten hatte meine Eltern wieder zu sehen. Gerade in der Kontaktverbotszeit war das besonders schlimm für mich. Doch auch so hab ich gespürt wie die Pandemie verändert hat. Das Positive was ich daraus mitgenommen habe ist, dass ich viele schlechte Kontakte aus meinem Leben gestrichen habe. Viele die mir einfach nicht gut taten und mich nur runterzogen, aber auch das Zeichnen und Malen bereichert mittlerweile sehr meine Freizeit. Dafür musste ich 2021 feststellen, dass ich in meiner Kindheit etwas erlebt habe was mir bis jetzt psychisch zu schaffen macht. Ich bin ja aktuell auf Therapiesuche und versuche immer noch alles damit ich das irgendwann verarbeiten kann, aber leider sind hier viele Stellen besetzt und es ist echt schwer einen Therapeuten zu bekommen, aber ich gebe nicht auf.
Was mir aber auch in dieser Pandemie aufgefallen ist, dass meine Wahrnehmung eine ganz andere geworden ist. Was vielleicht auch an meiner Depression liegt. Doch ich empfand selbst die Zeit hier in der neuen Wohnung oft als schwierig (auch wenn wir jetzt keinen wirklichen Stress mit den Nachbarn haben). Ich weiß auch nicht wie ich das beschreiben kann. Ich war vor der Pandemie einfach etwas gelassener und wahrscheinlich hat auch die Situation der Ex-Nachbarn dazu beigetragen, dass ich mittlerweile etwas instabiler bin, aber vor dieser Zeit fühlte ich mich einfach noch stärker. Ich bin jetzt auch seit längerer Hausfrau (ja, ich nenne es bewusst so) und liebe es auch mich um die sechs Kleinen zu kümmern. Ohne die Hilfe meines Mannes würde ich das wahrscheinlich auch alles nicht stemmen können, aber ich hab einfach das Gefühl, dass diese vielen Veränderungen für mich sehr überfordernd war.
Der Verlust der Großeltern, das plötzliche Tante werden (was ja auch positiv ist), die größere Verantwortung mit mehr Haustieren (was wir ja auch bewusst entschieden haben) und der plötzliche Wohnungswechsel. Ich weiß auch immer noch nicht ob ich im Autismus Spektrum bin. Meine Mutter hat damals nur diesen Verdacht geäußert, aber irgendwie hat das meine Wahrnehmung auf verändert. Ich hab keine Ahnung wie ich das beschreiben soll. Doch man kann auf jeden Fall sagen, dass die Pandemie ihre Spuren auf mir hinterlassen hat. Zudem hatte ich ein Jahr vor der Pandemie den Kontakt zu meinem Zeuger endgültig gekappt. Das war eine wahnsinnig schwere Entscheidung für mich. Doch ich hatte einfach gemerkt, dass ich mit meinen Vater nicht mehr klar komme. Ich hab einfach das Gefühl, dass ich noch etwas mehr Zeit brauche um das alles zu verarbeiten. Ein Teil von mir fühlt sich hier schon so richtig Zuhause. Und ein anderer ist noch immer sehr verwirrt und durcheinander.
Ich hoffe ich konnte die Frage gut beantworten. Da ich mir selber nicht sicher bin wie die Pandemie jetzt mein Leben beeinflusst hat. Außer, dass ich froh bin wenn das irgendwann Mal alles aufhört. Gerade die Aggressivität der Menschen hab ich auch öfter zu spüren bekommen. Der raue Umgang und alles was damit zu tun hat. Ein Bekannter von mir arbeitet auch im Supermarkt und hat da die volle Breitseite abbekommen. Mich bedrückt es einfach wie unglaublich egoistisch viele Menschen in dieser Zeit waren. Außerdem hab ich das Gefühl, dass sich die Lager in Geimpfte/Genesene und Corona Leugner/Maskenverweigerer teilen. Natürlich gibts auch was dazwischen. Doch das ist mir in den letzten Jahren besonders aufgefallen.